Antoinette dans les Cévennes

Die junge Frau, die den Gastraum der Herberge betritt, sieht ziemlich abgekämpft aus. Mit ihrem geliehenen Lastesel Patrick hat sie endlich das Etappenziel auf ihrer Wanderung durch die Cévennen erreicht und möchte eigentlich nur ihre Ruhe. Aber ihr Ruf eilt ihr voraus. Die anderen Wanderer möchten in voyeuristischer Vorfreude alles über die junge Frau erfahren, die ihren verheirateten Liebhaber auf der beliebten Route überraschen möchte.

Dumm nur, dass Antoinettes Angebeteter nicht allein, sondern mit Frau und Tochter unterwegs ist. Und diese Tochter ist Antoinettes Schülerin … Als Antoinette dann tatsächlich auf ihren Geliebten samt Anhang trifft, öffnet ihr dessen Frau die Augen. Sie ist eine von vielen. Zum Glück gibt es da noch Patrick, dem sie all ihren Kummer und ihre Hoffnungen anvertraut. Eine unbeabsichtigte Therapie, die Antoinette aber darin bestärkt, dass sie gut ist, wie sie ist.

Caroline Vignal hat mit «Antoinette…» eine leichtfüssige Komödie inszeniert, die trotz einer bisweilen arg naiven Protagonistin einen durchaus kritischen Blick auf das Pilgern und/oder Wandern als Selbstfindungserfahrung wirft. Das therapeutische Gehen in der wunderschönen Landschaft wird durch den störrischen Esel und die nervigen Mitwanderer zu einer Tour de Force.

Doch wie der «Dr Jekyll and Mr Hyde»-Autor Robert Louis Stevenson, nach dem der Wanderweg benannt ist, lässt sich auch Antoinette nicht davon abbringen, unverdrossen ihr persönliches Glück zu suchen.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Antoinette dans les Cévennes», Frankreich 2020; Regie: Caroline Vignale; Besetzung: Laure Calamy, Benjamin Lavernhe, Olivia Côte; Verleih: Frenetic, Filmpage: https://www.frenetic.ch/katalog/detail//++/id/1185,

Zum Streamen auf: http://www.myfilm.ch oder cinefile.ch