1999 – Wish You Were Here

Wie wahr sind Erinnerungen? Verändern sie sich mit der Zeit? Und Gefühle? Lindert die Zeit tatsächlich den Schmerz? Diesen Fragen geht die Filmemacherin Samara Chadwick in ihrem berührenden und gleichsam verstörenden Dokumentarfilm über ihre ehemalige High School in Moncton, Kanada, nach. Während zwölf Jahren ereigneten sich an der Mathieu-Martin High School drei Suizid-Wellen, die die damaligen Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Angehörigen massiv traumatisierten. Bis heute kann sich niemand erklären, weshalb sich so viele junge Menschen auf der «Suicide High» das Leben genommen haben. Freunde, Mitschüler, Geschwister blieben verstört zurück, viele wortlos, einige vertrauten ihre Emotionen dem Tagebuch an. Bis heute prägen sie diese Ereignisse.

Chadwick arbeitet ihr eigenes Trauma auf, indem sie mit ehemaligen Mitschülerinnen und -schülern spricht, sie aus ihren damaligen Notizen vorlesen lässt und ihnen Ausschnitte aus alten VHS-Aufnahmen zeigt. So ergibt sich eine kaleidoskopartige Collage der Vergangenheit, die das Thema der subjektiven Erinnerung auch visuell – durch unterschiedliche Animationsstrategien – aufnimmt. Die Gespräche über Verlust, Trauer und Adoleszenz werden in Chiac, einem kanadischen Regiolekt des Französischen, geführt, um die jeweiligen Erinnerungen und Emotionen möglichst authentisch widerzugeben.

Ein innovativ-poetischer, aufwühlender und zugleich sensibler Film über Trauma, Adoleszenz und Erinnerung: Unbedingt sehenswert!

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«1999 – Wish You Were Here», Land: Schweiz/Kanada Jahr: 2018, Regie: Samara Grace Chadwick; Verleih: Xenix Filmdistribution GmbH, Internet: http://www.xenixfilm.ch, Filmwebsite: http://www.xenixfilm.ch/de/film_info.php?ID=11955

Kinostart: 16.08.2018 – gratis zum Streamen auf playsuisse