Katholische Welt. Carl Orffs Grabspruch

Carl Orff (1895–1982), der grosse Münchner Komponist, ist nicht vergessen: jedes Jahr am Samstag vor dem 29. März, seinem Todestag, feiern die Benediktiner von Kloster Andechs das Jahrgedächtnis für ihn. Denn er hat dort in einem Seitenschiff der Kirche sein Grab. Auf der Grabplatte aus Marmor stehen, neben Geburts- und Sterbedaten, zwei lateinische Wörter: «Summus finis». Soll das heissen «Äusserstes Ende» oder «Höchstes Ziel»? Man kann die Wörter so oder so übersetzen, sie sind zweideutig. Was Orff gemeint hat, wird an seinem letzten Werk, der deutsch und lateinisch betitelten «Oratorien-Oper», erkennbar: «De temporum fine Comoedia» oder «Das Spiel vom Ende der Zeiten». Es wird nicht oft aufgeführt und ist deswegen nicht sonderlich bekannt. Die Frage nach dem letzten Ende oder dem Ziel von Gut und Böse wird im «Spiel» der Diskussion freigegeben, aber in grossem Ernst verhandelt. Das alles mit der schwierigen und heftigen Musik des späten Carl Orff, die sich eindringlich, wuchtig anhört