Ma vie de courgette

Icare, genannt Zucchini, hatte in seinem bisher neunjährigen Leben nicht viel zu lachen. Er wohnt in einem tristen Zuhause mit einer alkoholkranken Mutter, die ihn schlägt. Als diese plötzlich stirbt, nimmt sich der Polizist Raymond des Jungen an und besucht ihn regelmässig im Kinderheim. Auch hier hat es der Kleine mit den blauen Haaren anfangs nicht leicht, nach und nach freundet er sich aber mit den anderen Kindern an, die – so wie er – alle ihr Päckchen zu tragen haben. Sie werden seine Ersatzfamilie und teilen mit ihm die Hoffnung auf ein richtiges Zuhause.

Der Animationsfilm des Wallisers Claude Barras ist meilenweit entfernt von fröhlichem Sing-Sang in bunten Disney-Produktionen. Doch gerade der realistische Bezug durch den sozialkritischen Unterton macht diesen Stop-Motion-Film so besonders. Die behutsame Erzählweise aus der kindlichen Perspektive und eine Prise Humor nehmen ihm letztendlich die Schwere. Dazu gehört auch die Idee, ein Kinderheim nicht als düsteren Ort darzustellen, sondern als einzigen Lichtblick in einer Welt, die den kleinen Aussenseitern Angst macht. Die liebevoll animierten Puppen, Umgebungen und Details tun ihr Übriges: trotz aller Melancholie wird man von der Warmherzigkeit und Strahlkraft des Films direkt ins Herz getroffen. Nach zahlreichen Auszeichnungen ist der Film auch für einen Oscar nominiert.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Ma vie de courgette», Schweiz/Frankreich 2016, Regie: Claude Barras, Stimmern: Gaspard Schlatter, Sixtine Murat, Paulin Jaccoud; Verleih: Praesens Film, http://www.praesens.com

Kinostart: 16. Februar 2017