Femen – mit Leib und Seele

Barbusig protestieren junge Frauen auf dem Dach eines ukrainischen Gerichtsgebäudes und fordern lautstark Gerechtigkeit für das Opfer einer brutalen Vergewaltigung. Wegen guter Beziehungen werden die Täter kaum belangt. Die Aktivistinnen werden schreiend und zappelnd abgeführt. Schon in dieser ersten Szene wird deutlich, woher die Wut der Femen-Frauen kommt und welche Risiken sie auf sich nehmen. Die Oben-ohne-Auftritte – das Markenzeichen der Bewegung – waren die Idee von Oxana Shachko. Das Gründungsmitglied der Gruppe steht im Zentrum des Dokumentarfilms. Als Jugendliche malte sie Ikonen, wollte sogar ins Kloster eintreten. Heute ruft Oxana «Fuck Religion», malt Maria mit geballter Faust und entblösster Brust. Ihr künstlerisches Talent stellt sie in den Dienst der aufsehenerregenden feministischen Aktionen.

Der Westschweizer Regisseur Alain Margot begleitete Oxana und ihre Mitstreiterinnen zwischen 2010 und 2012. In dieser Zeit geraten die Ukrainerinnen so unter Druck, dass sie schliesslich ihre Heimat verlassen müssen. Margot zeigt Oxana in ihrem Atelier in Kiew, wo sie Masken und Banner für Demonstrationen entwirft. Sie wirkt in sich gekehrt, beinahe zerbrechlich. Diese Aufnahmen werden mit Szenen kontrastiert, in denen Oxana als furchtlose und wilde Kämpferin in Erscheinung tritt. Der Film zeichnet so ein persönliches, spannungsvolles und schillerndes Bild von Oxana und der umstrittenen Femen-Bewegung.

Laura Lots, Praktikantin beim Medientipp
laura.lots@medientipp.ch

«Femen – Mit Leid und Seele» («Je suis Femen»), 95 Minuten, Schweiz 2014, Regie: Alain Margot, Dokumentarfilm mit Oxana Shachko, Anna Hutsol, Inna Shevchenko; Verleih: Filmcoopi

Kinostart: 22. Mai 2014