Des Hommes et des Dieux

Vom Göttlichen in den Menschen und vom Menschlichen in den Göttern – nicht mehr und nicht weniger verhandelt der Film über ein Trappistenkloster im Atlasgebirge. Xavier Beauvois zeichnet im Rhythmus des Klosteralltags die letzten Monate im Leben einiger französischer Mönche. Sie fielen 1996 den Auseinandersetzungen zwischen der algerischen Armee und islamistischen Terroristen zum Opfer. Das Schicksal der Mönche von Tibhirine beschäftigt die französische Öffentlichkeit bis heute sehr stark, denn die Hintergründe wurden nicht geklärt. Der Regisseur interessiert sich nicht so sehr für die Schuldfrage, sondern für die Verarbeitung der Trauer. Dabei gelingt ihm das Kunststück, religiös und ästhetisch zutiefst zu berühren.

Was Nachfolge Christi und Solidarität mit den Armen heute bedeutet, kann hier auf eindringlichste Weise erfahren werden. Der erzählerische Bogen spannt sich vom Zusammenleben mit der muslimischen Dorfbevölkerung, über die gewaltsame Bedrohung bis zum Entscheid im Kloster zu bleiben. Hier ist sowohl das Mitgefühl als auch die Passion angelegt. Die Erzählung erreicht ihren Höhepunkt in einem letzten Abendmahl, bei dem die Mönche gezeigt werden: Zwischen der Präsenz Christi in der Mahlgemeinschaft und dem Wagnis des Glaubens in der Todesangst hält der Regisseur die Spannung bis zuletzt offen. Die Menschwerdung Gottes im Kino führt in eine Theologie des Karsamstags.

Charles Martig, Filmbeauftragter Katholischer Mediendienst
charles.martig@kath.ch

«Des Hommes et des Dieux», Frankreich 2010, Regie: Xavier Beauvois, Besetzung: Lambert Wilson, Michael Lonsdale, Olivier Rabourdin, Philippe Laudenbach, Jacques Herlin, Loïc Pichon, Xavier Maly, Jean-Marie Frin; Verleih: Frenetic Films, Filmwebsite: http://www.deshommesetdesdieux-lefilm.com

Kinostart: 16. Dezember 2010

«Des Hommes et des Dieux» ist unser Film des Monats Dezember. Der Film des Monats kann als pdf abgerufen werden: medientipp.ch/pdf/filmtipp_201012.pdf
Das Film-des-Monats-Archiv: https://www.medientipp.ch/filmdesmonats

Preis der Ökumenischen Jury, Cannes 2010

Artikel der Jurypräsidentin Michèle Debidour (in Französisch)


Filmbesuch mit anschliessendem Gespräch

Dienstag, 21. Dezember, ca. 18.00 Uhr
Programm und Anmeldung: http://www.aki-zh.ch/index.php?&na=5,2,0,0,d,,,,213925

Von Menschen und Göttern – kath.ch im Gespräch mit Ingrid Grave

Ingrid Grave ist Dominikanerin des Klosters in Ilanz. Sie lebt und arbeitet in Zürich. Charles Martig spricht mit ihr über die Spiritualität des Films, die Glaubwürdigkeit der Geschichte und den Dialog zwischen Islam und Christentum.