Fenster zum Sommer

Eine Anfangssequenz als hätte ich sie schon einmal gesehen, überwältigend das Gefühl eines Dejà-Vus. Diese Landstrasse von Bäumen gesäumt, sommerliche Autofahrt im Abendlicht. Später der finnische See, wie ausgeschnitten aus einem Reisekatalog. Sie im blauen Kleid, malerisch am Ufer und er mit einem Sprung vom Steg ins Wasser. Alles eine Spur zu perfekt, zu schön. Doch dann der Filmriss. Juliane erwacht im verschneiten Berlin, zurückgeworfen ins graue Alltagsleben. Sie realisiert mehr und mehr, dass sie die Zukunft bereits kennt und ihre grosse Liebe erst im Mai auftauchen wird.

«Du kannst dazwischen alles verändern, wenn du nur am Schluss zur richtigen Zeit am richtigen Ort bist», rät der siebenjährige Otto. Das ist einfacher gesagt als getan. Der zukünftige Geliebte will sie nicht vor der Zeit erkennen. Juliane beschliesst nun umgekehrt, alles genauso zu machen wie beim ersten Mal, was zu heillosem Stress führt. Lässt sich wenigstens der Unfalltod der Freundin verhindern? Juliane schafft es in letzter Sekunde, doch verunglückt die Freundin dennoch einen Tag später. Und wie ist es mit der Liebe auf den ersten Blick, nachdem sie den Mann ihrer Träume vor lauter Unfallverhütung an besagten Tag im Mai verpasst hat?

Henrik Handloegten erzählt in seinem Film eine geheimnisvolle Liebesgeschichte, die das Publikum mit der irritierenden Frage nach dem Verhältnis von Vorherbestimmung und freiem Willen zurück lässt.

Brigitta Rotach, Kulturjournalistin
brigitta.rotach@access.uzh.ch

«Fenster zum Sommer», Deutschland 2011, Regie: Hendrik Handloegten, Besetzung: Nina Hoss, Mark Waschke, Lars Eidinger, Fritzi Haberlandt; Verleih: Filmcooperative Zürich, http://www.filmcoopi.ch, Filmwebsite: http://www.fensterzumsommer.de

Kinostart: 22. Dezember 2011