Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen

Als Heilige wird sie verehrt, ihre Visionen machten sie schon zu Lebzeiten berühmt. Noch heute ist Hildegard von Bingen nicht zuletzt wegen ihrer medizinischen Kenntnisse und musikalischen Kompositionen bekannt. Dies alles streift der Spielfilm, stellt jedoch einen weiteren Wesenszug Hildegards ins Zentrum, nämlich ihre strategische Klugheit und Selbstbehauptung innerhalb und ausserhalb der klösterlichen Mauern. Aus der Achtjährigen, die im Kloster Disibodenberg heranwächst, wird die charismatische Magistra der Frauenabteilung, der es gelingt, dank ihrer Hartnäckigkeit auf dem Rupertsberg bei Bingen ein unabhängiges Frauenkloster einzurichten. In der Mutter ihrer Lieblingsnovizin Richardis steht eine reiche und einflussreiche Potentatin hinter ihr. Doch betreibt der Film keine blinde Hagiographie. Die weniger schönen Seiten des Machtwillens werden in der Episode um ebenjene Richardis oder bei den Aufbauarbeiten des eigenen Klosters sichtbar.

Regisseurin Margarethe von Trotta hat erneut ein fundiertes Frauenporträt vorgelegt. Warum aber springt der Funke nicht so recht über? Einiges wirkt seltsam spröde: Viel Dialog in nüchternen Räumen. Bezüglich der Visionen verzichtet der Film auf die Möglichkeiten des Kinos, ist aber selbst leider auch nicht visionär.

Christine Stark, Filmbeauftragte der Reformierten Medien
christine.stark@ref.ch

„Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen“, Deutschland 2009, Regie: Margarethe von Trotta, Besetzung: Barbara Sukowa, Heino Ferch, Hannah Herzsprung, Sunnyi Melles; Verleih: Filmcooperative Zürich, Internet: http://www.filmcoopi.ch, Filmwebsite: http://www.vision-derfilm.de

Kinostart: 10. Dezember 2009