Zwischenwelten

«Ich kann nicht beschreiben, wo sich die Heilung abspielt. Wenn ich die Gebetsheilung anwende, setze ich in diesem Körper Energien frei, sodass er sich selbst heilt», erklärt der Landwirt und Gebetsheiler Niklaus Nauer seine Methode, mit der er ziemlich erfolgreich Warzen zum Verschwinden bringt. Dass Heilung immer in Verbindung mit «heil sein» im Sinne von «im Einklang mit sich und der Umwelt» stehe, darauf machen alle zehn Protagonisten von Thomas Karrers Dokumentarfilm «Zwischenwelten» mehrfach aufmerksam.

Im Kanton Appenzell Ausserrhoden, wo das Gesetz die Naturheilkunde und andere alternative Heilmethoden sehr liberal handhabt, gibt es laut Karrer mehr Heiler als Ärzte. Der gebürtige Appenzeller möchte herausfinden, ob er diese «unsichtbaren» Methoden, die unter anderem auf der Vorstellung von zwischenmenschlichem Energieaustausch oder «göttlicher» (?) Gabe basieren, filmisch umsetzen kann und in welcher Beziehung sie zur Schulmedizin stehen.

«Zwischenwelten» taucht ein in eine Dimension des Heilens, die sich grösstenteils ausserhalb des wissenschaftlich Fassbaren befindet, deren Anwender dennoch stets bemüht sind, ihre Behandlungsmethoden mit dem Verweis auf physikalische Gesetzmässigkeiten zu legitimieren. Letztlich wird klar, dass eine Behandlung – alternativ- oder schulmedizinisch – nur dann nachhaltigen Erfolg haben kann, wenn der Patient und sein Leiden in einem grösseren Kontext untersucht werden. Eine kleine, grosse Erkenntnis!

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Zwischenwelten», Schweiz 2020, Regie: Thomas Karrer, Besetzung: Niklaus Nauer, Anna Fischer, Susanne Schiesser; Verleih: cineworx, Internet: http://www.cineworx.ch, Filmwebsite: https://www.zwischenwelten-film.ch/

Kinostart: 20. August 2020