Zwingli

Ein düsterer Geist weht über den Kirchen Zürichs, als Huldrych Zwingli 1519 seine Stelle als Leutpriester im Grossmünster antritt und wenig später an Pest erkrankt, die er glücklicherweise überlebt. Überzeugt, dass er allein durch Gottes Wirken genesen sei, läutet er die reformatorische Wende ein: Er predigt in deutscher Sprache, prangert die Scheinheiligkeit der Kirche an, deckt deren Machtmissbrauch auf, ruft zur Nachfolge Jesu zugunsten der Armen auf und spricht sich gegen Reisläuferei aus.

Stefan Haupt beleuchtet Zwinglis Wirken als Prozess, an dem auch Frauen massgeblich beteiligt sind. So tritt die Figur der Anna Reinhart, Zwinglis Frau, als couragierte Gesprächspartnerin auf, und Katharina von Zimmern, die humanistisch gebildete Äbtissin, übergibt im Dienste der Reformation die Schlüssel des Fraumünsterklosters an die Stadt. Dass Zwingli stets in Begleitung von klugen Köpfen aus Kirche und Rat gezeigt wird, macht deutlich, dass der Regisseur den Akzent der Reformation als Gemeinschaftserlebnis ins Zentrum rückt. Als Zwingli 1531 zum zweiten Mal in den Krieg gegen «die Altgläubigen» nach Kappel zieht, wird das Geschehen vorbedacht fernab des Schlachtfeldes durch die Augen Annas erzählt.

Stefan Haupt hat sich für eine sorgfältige, rein chronologische Erzählweise entschieden, die viel historisches Material verarbeitet, aber nie die geschichtliche Distanz zum Geschehen verliert. Gefühlsmässig berührt vor allem die Bildsprache.

Brigitte Affolter ist Pfarrerin am Pilgerweg Bielersee und Co-Präsidentin von Interfilm Schweiz

«Zwingli», Schweiz 2018, Regie: Stefan Haupt, Besetzung: Max Simonischek, Sarah Sophia Meyer, Anatole Taubman, Verleih: Ascot Elite, https://ascot-elite.ch/movie/de/28/2184/Zwingli.html

Kinostart: 17. Januar 2019