Wonderstruck

Minnesota, 70er-Jahre: Der 12-jährige Ben hat gerade seine Mutter verloren und verliert kurz darauf, nach einem Unfall, auch sein Gehör. Er läuft aus dem Haus seiner Tante weg und macht sich auf den Weg nach New York, um seinen ihm unbekannten Vater zu suchen. New Jersey, 1927: Die gleichaltrige Rose, die seit ihrer Geburt taub ist, will der Enge ihres Zuhauses entfliehen und hat deshalb dasselbe Ziel wie Ben. Nur sucht sie in der Grossstadt ihre Mutter, einen Stummfilmstar. Die Wege der beiden Kinder kreuzen sich über die Dekaden hinweg.

Todd Haynes schuf mit der Verfilmung des illustrierten Kinderbuches von Brian Selznick (der hier auch das Drehbuch schrieb) ein cineastisches Wundermärchen, das gleichermassen berührt und visuell beeindruckt. Schon in früheren Filmen wie zuletzt in «Carol» hauchte der Regisseur vergangenen Epochen auf eine magische Art und Weise Leben ein. Hier darf er gleich zwei Zeit-Ebenen wieder heraufbeschwören und tut dies mit einer bemerkenswerten Hingabe. Dem lebendigen 70er-Jahre-New York stehen die Stille und nur musikalisch untermalte Stummfilmära gegenüber, die Miniaturnachbildungen, die Museumswunderkammern oder die Kostüme – die Liebe zum Detail ist in jeder Einstellung erkennbar, im Zitat von Oscar Wilde genauso, wie im Song von David Bowie. Darüber hinaus sollte man sich die jungen Hauptdarsteller anschauen – allen voran die gehörlose Millicent Simmonds – sie stehlen den alten Hasen wie Michelle Williams und Julianne Moore die Show.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Wonderstruck», USA 2017, Regie: Todd Haynes, Schauspieler: Oakes Fegley, Millicent Simmonds, Julianne Moore, Verleih: Pathé Films AG, http://www.pathefilms.ch, Homepage: http://www.wonderstruckmovie.com

Kinostart: 17. Mai 2018

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