Woman at War

Die 50-jährige Halla ist in ihrem isländischen Dorf eine beliebte Chorleiterin, die als radikale Umweltaktivistin ein Doppelleben führt. Immer wieder schleicht sie sich vermummt und im traditionellen Wollpullover in die Berge, um mit Pfeil und Bogen die örtliche Aluminiumindustrie zu sabotieren. Nur zwei Männer kennen ihre wahre Identität. Chormitglied Baldvin, seines Zeichens Beamter im Ministerium, der Halla mit Informationen versorgt. Und ein Bauer, der sie für eine entfernte Cousine hält und ihr mehrmals bei der Flucht vor den Behörden hilft. Deren Fahndungsbemühungen nach der «radikalen Zelle» nehmen zu, als die Chinesen ihre isländischen Investitionen überdenken. Und dann wird Halla auch noch plötzlich Mutter eines ukrainischen Waisenkinds.

Benedikt Erlingsson legt nach seinem absurd-trockenhumorigen Debütfilm «Of Horses and Men» eine wunderbar skurrile Ökokritik nach. Der reale Hintergrund der zunehmenden Verbauung des isländischen Hochlands zur Gewinnung erneuerbarer Energiequellen und somit neuer Investoren, wird zutiefst warmherzig vermittelt, weil er sich den Sorgen und Nöten der kleinen Leute annimmt. Diese seltsam-bewundernswerten Menschen mit seltsam-bewundernswerten Ideen rühren jedes Herz. Wie die drei Musiker, die immer wieder unerwartet, mitten in der isländischen Weite, ins Bild drängen und drauflos spielen. So, als wären sie, wie die Hauptdarstellerin, unverrückbar und mutig-entschlossen in Zeiten des Wandels.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Woman at War», Island/Frankreich/Ukraine 2018, Regie: Benedikt Erlingsson, Darsteller: Halldóra Geirharðsdóttir, Jóhann Sigurðarson, Juan Camillo Roman Estrada, Verleih: filmcoopi, http://www.filmcoopi.ch

Kinostart: 1. November 2018