Wildlife

Nach mehreren Umzügen haben sich die Brinsons – die Eltern Jerry und Jeanette sowie der 14-jährige Joe – Anfang der 60er-Jahre in einer Kleinstadt in Montana niedergelassen. Als Jerry seinen Job als Caddie in einem Golfclub verliert, hält Jeanette die Familie mit ihrem Teilzeitjob als Schwimmlehrerin über Wasser. Jerry, in seiner männlichen Ehre gekränkt, lässt sich daraufhin als schlecht bezahlter Hilfsarbeiter anstellen und ist dafür wochenlang unterwegs. In dieser Zeit fängt seine Mutter ein Verhältnis mit einem älteren Mann an. Joe muss hilflos mitansehen, wie die Ehe seiner Eltern langsam zerbricht und mit ihr die Welt, wie er sie bis anhin kannte. Behutsam hat sich Schauspieler Paul Dano («Swiss Army Man»), zusammen mit seiner Lebensgefährtin Zoe Kazan, an den Stoff des Romans von Richard Ford herangetastet und legt mit «Wildlife» sein beachtliches Regiedebüt vor. Sanft und eindringlich wird hier vom Abschied erzählt. Vom Ende einer Kindheit und einer Beziehung in einer Zeit der trügerischen Sicherheit, die das kleine Glück des Vorstadtlebens versprach. Ganz langsam baut Dano das Gefühl des Unbehagens auf. Dies mit viel Empathie für seinen jugendlichen Helden, der sich in seiner Haut und seinem Zuhause immer fremder fühlt. In den nostalgischen Bildern spürt man die Melancholie genauso mitschwingen wie in den schmerzhaften Blicken, die sich tief in die Seele bohren. Unausgesprochene Anklage sowie Verzweiflung darüber, dass die Träume, die man teilte, leise zerbrochen sind.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Wildlife», USA 2018, Regie: Paul Dano, Besetzung: Jake Gyllenhaal, Carey Mulligan, Ed Oxenbould, Verleih: Praesens
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Kinostart: 11. April 2019