Western

Eine Gruppe ostdeutscher Bauarbeiter verschlägt es ins bulgarische Hinterland um ein Kraftwerk zu bauen. Unter ihnen ist Meinhard, der, anders als seine Kollegen, den Kontakt zu den Einheimischen sucht. Während sich die Bauarbeiten hinziehen – es gibt nicht genug Wasser für die Bewohner und zum Betonmischen – entsteht über die Sprachbarriere hinaus bald eine Freundschaft zwischen Meinhard und Adrian, der ein gewisses Ansehen im Dorf geniesst. Mit seinem Vorarbeiter Vincent gerät Meinhard jedoch aneinander – und er ist nicht der Einzige. Regisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Valeska Grisebach, ist dafür bekannt, dass sie ausschliesslich Laiendarsteller besetzt. Den Hauptdarsteller für «Western» entdeckte sie auf einem Pferdemarkt. Damals hatte sie die Idee, sich mit Männern zu unterhalten, die für sie wie Cowboys aussahen und auch eine ähnliche Denkweise hatten. So versammelte sie ein Cast, das nicht nur sprachlich sehr authentisch wirkt: Fast alle Darsteller sind tatsächlich Bauarbeiter. Grisebach erzählt ihre Geschichten unaufgeregt, mit dem Blick für das Alltägliche. Sie zeigt, ohne dramatische Zuspitzung, die Probleme auf, die ein Aufeinandertreffen zweier Kulturen unweigerlich mit sich bringt. Dabei vergisst sie den Gewinn, den diese Begegnungen haben können, jedoch nicht. «Western» funktioniert wie ein Spiegel längst vergangener Tage und Geschichten. Die Zeit gewinnt wieder an Wert, genauso wie die Menschlichkeit.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Western», Deutschland/Bulgarien/Österreich 2017, Regie: Valeska Grisebach; Verleih: Trigon Film, http://www.trigon-film.org, Homepage: http://www.western-der-film.de

Kinostart: 7. September 2017