Waltz with Bashir

Nacht für Nacht hetzt eine dämonische Hundemeute Boaz durch seine Träume. Als er seinem Freund, dem Filmemacher Ari Folman davon erzählt, führt er die Nachtmahre auf seine Erlebnisse als israelischer Soldat im Libanonkrieg von 1982 zurück. Was Ari konsterniert, ist, dass er sich an seinen eigenen Kriegseinsatz gar nicht erinnern kann. So macht er sich auf, ehemalige Kameraden zu befragen.

Was Folmans Suche nach seiner verlorenen Erinnerung zu so einem stupenden und originellen Meisterwerk macht, ist ihre scheinbar paradoxe Form des dokumentarischen Animationsfilms. Alle Gespräche wurden samt der beschriebenen Erlebnisse, Träume und Halluzinationen in scharf konturierter Comic-Ästhetik visualisiert. Es entstanden Bilder voller Schrecken und surrealer Schönheit, die einen halluzinativen Sog entwickeln. Vor allem wird der Verdrängungsmechanismus kenntlich, der traumatische Erfahrungen hinter rätselhaften Traumbildern versteckt. Denn die Reise führt schliesslich zum düstersten Kapitel jenes Konfliktes, zu den Massakern, welche die christliche Falange in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila anrichteten, unter den Augen ihrer israelischen Verbündeten. Wenn am Ende der Schleier der Verdrängens reisst und die dokumentarische Realität unvermittelt in den Film einbricht, erhält sie eine Wucht, die ihr in der täglichen Katastrophenbesichtigung am Fernseher längst abhanden gekommen schien.

Julia Marx, Filmkritikerin und Filmwissenschaftlerin

„Waltz with Bashir“, Israel/Frankreich/Deutschland 2008, Regie: Ari Folman, Darsteller: Ari Folman, Ori Sivan, Verleih: Frenetic Films, Internet: http://www.frenetic.ch, Filmwebsite: waltz-with-bashir.pandorafilm.de/

Kinostart: 4. Dezember 2008

Filmpädagogisches Begleitmaterial:
http://www.kinofenster.de/filmeundthemen/ausgaben/kf0811/waltz_with_bashir_film/