Viceroy’s House

Indien 1947. Als letzter Vizekönig trifft Lord Mountbatten mit seiner Frau und Tochter in Delhi ein, um dort den Übergang von der britischen Kolonie in die Unabhängigkeit zu überwachen. Unter den 500 Angestellten im «Viceroy’s House» leben der Hindu Jeet und die Muslima Aalia, die sich wegen der jeweiligen Religionszugehörigkeit nicht lieben dürfen. Die Situation in Indien ist angespannt, Kämpfe zwischen Muslimen, Hindus und Sikhs an der Tagesordnung. Mountbatten bleibt nichts anderes übrig, als auf die Forderungen der britischen Berater und des Anführers der Muslim-Liga einzugehen. Er muss – um des Friedens Willen und gegen Gandhis Rat – Indien schnellstmöglich teilen, damit die muslimische Bevölkerung mit «Pakistan» einen eigenen Staat erhält. Doch die Teilung Indiens führte zu noch grösserem Elend, zu Massendeportationen und Flüchtlingswellen. Gurinder Chadhas Film verbindet die etwas oberflächliche Liebesgeschichte von Jeet und Aalia mit einer fesselnden Aufarbeitung der Geschichte Indiens, angereichert mit Footage-Material. Ob die Mountbattens tatsächlich so sympathisch waren, sei dahingestellt, aber die Inszenierung der politischen Ränkespiele und ihre Auswirkungen auf die Bevölkerung ist faszinierend umgesetzt: Chadha zeigt nach bester «Downton Abbey»-Manier sowohl die Ebene der Führungselite als auch diejenige der Bediensteten im «Viceroy’s House». Eine lohnenswerte Geschichtsstunde.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Viceroy’s House» – Der Stern von Indien, Indien, 2016, Gurinder Chadha, Besetzung: Hugh Bonneville, Gillian Anderson, Manish Dayal, Pathé, http://www.pathefilms.ch

Kinostart: 10.08.2017

https://www.youtube.com/watch?v=id_ZyNdvXKQ