Vakuum

Meredith und André sind seit 35 Jahren glücklich verheiratet, so scheint es. Doch als Meredith während der Vorbereitungen zum grossen Hochzeitstag bei einer Routinekontrolle erfährt, dass sie HIV-positiv ist, bricht ihre Welt zusammen. Umso mehr, als ihr klar wird, dass sie sich nur bei ihrem Mann angesteckt haben kann. In ihrer Wut und Verzweiflung über den offensichtlichen Betrug wirft sie André aus dem gemeinsamen Haus. Doch Merediths verletzte Gefühle stehen konträr zu dem gemeinsamen Leben, an dem sie festzuhalten versucht.

Christine Repond setzte sich schon in ihrem Erstling «Silberwald» mit unterdrückten Gefühlen, der Angst vor dem Alleinsein, dem Mut zu Entscheidungen und dem Wachsen daran auseinander. Damals jedoch aus der Sicht von Jugendlichen. Diesmal, so erzählte sie anlässlich der Filmpremiere auf den Solothurner Filmtagen im Januar dieses Jahres, wollte sie nachspüren, auf welchen Werten eine langjährige, in geordneten Bahnen verlaufende Beziehung eines älteren Paares fusst, deren Zug plötzlich völlig aus der Spur gerät.

Eindrücklich verkörpern Barbara Auer und Robert Hunger-Bühler dieses Paar, dem langsam klar wird, wie vieles unklar war. Ausdrucksstark und wahrhaftig in jeder Einstellung, hoffnungs- und schmerzvoll zugleich. «Wir hatten eine Sprache», stellt Meredith in einer Szene traurig fest. Dann versagt ihr die Stimme. Doch ihr Gesicht fragt, wo die Worte hingegangen sind oder ob sie vielleicht nie da waren.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Vakuum», Schweiz/Deutschland 2017, Regie: Christine Repond, Besetzung: Barbara Auer, Robert Hunger-Bühler, Anna-Katharina Müller, Verleih: First Hand Films, http://www.firsthandfilms.ch;  http://www.firsthandfilms.ch/vakuum/

Kinostart: 7. Juni 2018

https://www.youtube.com/watch?v=qzdbNq230cw