Undine

Eine alltägliche Szene – ein junger Mann teilt seiner Freundin mit, dass er sie wegen einer anderen Frau verlässt – nimmt einen unerwarteten Verlauf. Nach dem ersten Schock erklärt sie ihm ruhig, dass er sterben werde, falls er sich nicht für sie entscheide. Dies ist keine Drohung, vielmehr eine Fügung, die keine Wahl offen lässt. Trotzdem beschliesst der Mann zu gehen – und als sich die Frau wenig später in einen sympathisch-verträumten Industrietaucher verliebt, nimmt das Heil wie das Unheil seinen Lauf. Die junge Frau heisst Undine und arbeitet als Historikerin in Berlin. In Tat und Wahrheit ist sie aber eine Wassernymphe, die sich gegen ein uraltes Naturgesetz stellt, als sie ihren Auserwählten ziehen lässt. Denn diese weiblichen halbgöttlichen Elementargeister können sich nur einmal für die Liebe entscheiden. Treffen sie eine falsche Wahl, bringen sie den untreuen Männern den Tod und müssen ins Wasser zurückkehren.

Mit «Undine» beginnt Christian Petzold eine Trilogie über Figuren der deutschen Romantik und überträgt den schon vielfach adaptierten Nixen-Mythos in die heutige Zeit. Sein Märchen ist nüchtern und selbstvergessen – eine tragische Liebesgeschichte in stillen Momentaufnahmen. Dabei rückt die Erzählung eine Undine ins Zentrum, die in der Unabhängigkeit ihr Glück sucht und für einige Augenblicke auch findet. Ein Film über die Schicksalshaftigkeit, den Mut, eigene Wege zu gehen und eine Erinnerung an die Kraft der Poesie.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Undine», Deutschland/Frankreich 2020, Regie: Christian Petzold, Besetzung: Paula Beer, Franz Rogowski, Jacob Matschenz, Verleih: Filmcoopi, http://www.filmcoopi.ch, Filmhomepage: http://undine.piffl-medien.de/

Kinostart: 27. August 2020