Tony Driver

Den Cowboyhut auf dem Kopf rennt «Tony» schliesslich auf den Grenzzaun zu. Ob Pasquale «Tony» Donatone tatsächlich den gefährlichen Fussmarsch durch das «No Man’s Land» zwischen Mexiko und den USA wagt – das bleibt unserer Fantasie überlassen. Man würde es dem unbeugsamen Amerikaner Tony – der rechtlich eben keiner ist – von Herzen gönnen, wenn die Rückkehr in seine «wahre» Heimat gelingen würde.

Geboren in Süditalien, emigrierte Tony als kleiner Junge mit seiner Familie nach Chicago. Er lebt ein durch und durch «amerikanisches» Leben. Die Staatsbürgerschaft hat er nie beantragt. Warum auch, er war ja Amerikaner!

Als Tony dabei erwischt wird, wie er mit seinem Taxi illegale Migranten aus Mexiko über die Landesgrenze schmuggelt, hat er als «Ausländer» die Wahl: 10 Jahre Haft oder Ausschaffung nach Italien. Er wählt letztere Option.

In Polignano a Mare lebt er zuerst in einer Höhle, bis ihm Don Gaetano einen klapprigen Wohnwagen und Arbeit besorgt. Doch Tony hat den amerikanischen Traum verinnerlicht, sieht in Süditalien keine Zukunft. In ihm reift ein Plan: Er will nach Mexiko, um von dort illegal die Grenze zu passieren …

In Ascanio Petrinis aussergewöhnlichem Film spielt Tony den Tony. Er spricht direkt in die Kamera, erzählt seine Geschichte so, wie er sie erlebt hat. Dass er dabei stets zwischen Fiktion und Realität mäandert, macht den Reiz des Films aus. «Tony Driver» ist ein umwerfender Doku-Western, der sich dem Thema Identität und Heimat auf eine ganz besondere Art annähert.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Tony Driver», Italien/Mexiko 2019; Regie: Ascanio Petrini ; Besetzung: Pasquale «Tony» Donatone; Verleih: Xenix Filmdistribution, http://www.xenixfilm.ch

Ab 5. August 2021 im Kino