The Worst Person in the World

Die fast 30-jährige Julie hat sich selbst noch nicht gefunden. Das gilt für ihren beruflichen Weg genauso wie für ihr Privatleben. Zunächst studiert sie Medizin, wechselt dann zu Psychologie. Schliesslich sei der Geist viel interessanter als der Körper, wie sie ihrer leidgeprüften Mutter zu erklären versucht. Diese ahnt schon, dass es nicht dabei bleiben wird. Tatsächlich beschliesst Julie alsbald, dass das Bild nochmals spannender ist als der Geist und wendet sich der Fotografie zu.

Als sie auf einer Party den Comiczeichner Aksel kennenlernt, beginnt sie mit ihm eine Beziehung, die ihr gut zu tun scheint. Bis Aksel mit seinen Comics durchstartet, während Julie immer noch nicht weiss, was sie aus ihrem Leben machen soll.

Auch im letzten Teil von Joachim Triers loser Oslo-Trilogie geht es dem Regisseur um die Verunsicherung der Twentysomethings, die heute von den vielen Möglichkeiten, die ihnen offen stehen, schlichtweg überfordert sind. Die Thematik wird aber von Trier und Drehbuchautor Eskil Vogt diesmal weniger schwermütig erzählt.

In 12 Kapiteln, einem Prolog und einem Epilog folgen wir Julie (sensibel und sympathisch gespielt von Renate Reinsve) und ihrem Chaos, das mit all seinen witzigen und traurigen Momenten tief berührt. Sie ist fehlerhaft und kompliziert, aber sie hat auch eine verletzliche Seele und ist einfach menschlich. Lebensnah spiegelt Julie eine Generation, die Angst vor der Endgültigkeit ihrer Entscheidungen hat.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«The Worst Person in the World», Norwegen 2021, Regie: Joachim Trier, Besetzung: Renate Reinsve, Anders Danielsen Lie, Herbert Nordrum, Verleih: Frenetic Film, http://www.frenetic.ch

Kinostart: 20. Januar 2022