The Party

Herausragendes Regie-Kino bietet Sally Potter mit ihrer schwarzen Komödie «The Party». In stilisiertem Schwarz-Weiss inszeniert sie ein lustvoll widersprüchliches Bild der gehobenen Mittelschicht in England. Janet hat sich als neugewählte Ministerin ganz nach oben gekämpft und lädt ihre engsten Freunde zur Feier nach Hause ein. Weil Ihr Ehemann Bill gleich mit zwei erschütternden Geständnissen aufwartet, gerät die ganze Sache etwas aus dem Ruder. Zum Glück gibt es in der illustren Gesellschaft sowohl die scharfzüngige Gesellschaftskritikerin als auch den esoterischen Therapeuten, die beide ihr Bestes zum Misslingen der Party geben. Und da gibt es auch noch ein lesbisches Liebespaar mit Kinderwunsch und einem jungen Typen aus dem Finanzviertel mit Hang zum Kokaingenuss. Mit viel Verve und pfefferscharfen Dialogen gelingt der britischen Regisseurin ein gelungenes Mass an gehobener Unterhaltung. Potter bezeichnet ihr elegantes Kammerspiel als «Dekonstruktion der britischen Mittelklasse», zeigt sie mit ihren Idealen und enttäuschten Lebensentwürfen als «Cüpli-Sozialisten». Mit der hochkarätigen und spielfreudigen Besetzung sowie den präzis gesetzten Pointen ist «The Party» ein gelungenes Stück über Lüge und Wahrheit. Sally Potter gibt damit ein politisches Statement über den Zustand der Opposition in Grossbritannien, die auch im privaten Schlachtfeld der Gefühle ganz und gar nicht mehr glänzend dasteht.

Charles Martig, Filmjournalist kath.ch

«The Party», Grossbritannien 2017, Regie: Sally Potter, Besetzung: Bruno Ganz, Kristin Scott Thomas, Timothy Spall; Verleih: Filmcoopi, http://www.filmcoopi.ch

Kinostart: 27. Juli 2017