The Lost Daughter (Frau im Dunkeln)

Die britische Literatur-Professorin Leda macht Urlaub auf einer griechischen Insel und ist zufrieden damit, allein am Meer zu lesen. Die Ruhe wird jedoch durch eine laute griechisch-amerikanische Familie gestört, die den Strand als ihr Privateigentum besetzt. Darunter ist auch Nina mit ihrer kleinen Tochter Elena. Da Nina sie an sich selbst als junge Mutter erinnert, entwickelt Leda mit der Zeit eine Art Obsession für sie.

Als Elena eines Tages vom Strand verschwindet, hilft Leda bei der Suche. Schlussendlich bringt sie die Kleine wieder zu ihrer Mutter zurück. Fortan hütet die 48-jährige Leda jedoch ein Geheimnis: Sie hat heimlich Elenas Puppe behalten. Nun dringen wie durch ein geöffnetes Ventil alle versteckten Emotionen in Bezug auf Ledas eigene, ihr fremd gewordene Töchter an die Oberfläche.

Die faszinierenden Darbietungen von Olivia Colman und Jessie Buckley als ihr junges Alter Ego verleihen diesem Film seine durchdringende Kraft. Sie stehen im Mittelpunkt des Spielfilmdebüts von Maggie Gyllenhaal, die als Drehbuchautorin und Regisseurin einen Roman von Elena Ferrante adaptiert hat. Das Ergebnis ist ein fesselnd gestaltetes psychologisches Drama, das sich auf zwei Erzählebenen tiefgehend mit der Komplexität von Selbstbestimmung und Familie auseinandersetzt: mit der Überforderung, gleichzeitig bestimmten Rollen zu entsprechen und dabei die eigenen Träume und Vorstellungen vom Leben nicht loszulassen, auch wenn sie unvereinbar sind.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«The Lost Daughter», GR/USA/UK/IL 2021, Regie: Maggie Gyllenhaal, Besetzung: Olivia Colman, Jessie Buckley, Dakota Johnson, Verleih: Netflix, http://www.netflix.com

Ab 31. Dezember zum Streamen auf Netflix

Trailer auf Englisch: