The Florida Project

Mitten in der lichtdurchfluteten Traumwelt Orlandos zu leben, unweit von Mickey & Co., scheint für viele Kinder nach Paradies zu klingen. Tatsächlich wohnt die 6-jährige Moonee zusammen mit ihrer Mutter Halley im Magic Castle. Doch damit ist nicht das Disney-Schloss gemeint, sondern ein heruntergekommenes Motel unweit der Hauptstrasse. Die arbeitslose Halley versucht mehr schlecht als recht mit dem Verkauf billiger Parfüms und sexuellen Gefälligkeiten über die Runden zu kommen. Währenddessen zieht ihre vorlaute Tochter mit den anderen Kids der umliegenden Motels durch die Gegend und treibt Unfug. Irgendwann klopft das Jugendamt an Halleys Tür. Die Filme von Sean Baker («Starlet») sind zwar in verschiedenen Milieus angesiedelt, doch eines haben sie alle gemeinsam: ein hohes Mass an Authentizität. Die Fassade der beliebten Tourismusdestination Florida mit ihren bonbonfarbenen Souvenirshops und Attraktionen bröckelt schnell. Baker fokussiert auf die Menschen, die inmitten des Sonnenstaats immer im Schatten stehen und jeden Tag ums Überleben kämpfen. Der Regisseur verliert sich jedoch nicht in Klischees über eine abhängige, sich nicht um ihr Kind sorgende Mutter. Vielmehr erzählt er seine Geschichte nicht rührselig, sondern optimistisch und geradeheraus. Durch seinen fast dokumentarischen Stil und die gute Auswahl an erfahrenen Schauspielern sowie Laiendarstellern schafft der Film eine Ehrlichkeit, die überzeugt.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«The Florida Project», USA 2017, Regie: Sean Baker, Besetzung: Brooklynn Prince, Bria Vinaite, Willem Dafoe, Verleih: Filmcoopi, http://www.filmcoopi.ch, Webseite: https://www.filmcoopi.ch/movie/the-florida-project

Kinostart: 8. Februar 2017