The County (Mjólk)

Ingibjörg, kurz Inga, trauert um ihren Mann Reynir, der bei einem Autounfall ums Leben kam. Gleichzeitig muss sie das Leben auf ihrem abgelegenen Bauernhof in Island neu regeln. Da teilt ihr die Polizei mit, dass der Unfall ein Suizid war. Inga glaubt nicht, dass ihr Mann sie einfach so mit einem Berg Schulden und dem Hof allein gelassen hat. Als sie nachzufragen beginnt, wird klar, dass die Landwirtschaftskooperative Reynir als Spitzel verdingt hatte: er musste Bauern-Kollegen verpfeifen, die nicht bei der Genossenschaft einkauften, sondern auf billigere Anbieter auswichen. So konnte Reynir den Bankrott des Betriebs abwenden – aber zu welchem Preis?

Inga hat nichts zu verlieren und geht gegen die monopolistisch agierende Kooperative vor. Stoisch nimmt sie feindselige Kommentare und Tätlichkeiten hin und organisiert einen Aufstand der Bauern, wobei Inga ihre bescheidenen Mittel äusserst effektiv einzusetzen weiss …

Grímur Hákonarson erzählt in «The County» eine isländische Variation der globalen Geschichte von der modernen Sklaverei. Die Bauern in diesem Teil der Insel leben in völliger Abhängigkeit von der Kooperative, die ursprünglich von Bauern für Bauern gegründet worden war. Die Idee der Fürsorge für den Einzelnen ist von einem kapitalistischen Geist vertrieben worden. Hákonarson inszeniert Ingas Rebellion unaufgeregt und dialogarm aber mit so viel Geschick, dass einen das Schicksal dieser Menschen nicht so schnell wieder loslässt.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«The County» (Mjólk), Island/Frankreich 2019, Regie: Grímur Hákonarson, Besetzung: Arndís Hrönn Egilsdóttir, Sveinn Ólafur Gunnarsson, Sigurdur Sigurjónsson; Verleih: Xenix Filmdistribution GmbH; http://www.xenixfilm.ch; Film-Page:

Kinostart: 27. Februar 2020