Summer 1993

Die sechsjährige Frida wird nach dem Tod der Eltern von ihrem Onkel Esteve und ihrer Tante Marga aufgenommen, die mit ihrer kleinen Tochter Anna auf dem Land wohnen. Frida fühlt sich in der fremden Umgebung, ohne Freunde und Familie, einsam und ungeliebt. Auf die Wut und Trauer, die sich in ihr staut, reagiert sie aufsässig und stur, auf Anna zunehmend eifersüchtig. Nur langsam nähert sie sich ihren Zieheltern an und kann sich so den vielen offenen Fragen rund um den schweren Verlust stellen.

Das Spielfilmdebüt der katalanischen Regisseurin Carla Simón erzählt ihre Geschichte, in dem Haus, in dem sie selbst als sechsjährige Waise ein neues Zuhause fand. Simóns Eltern gehörten zu über 50’000 Spaniern, die sich von 1981 an, als HIV zum ersten Mal auftrat, bis zum Höhepunkt der Infektionen um 1997, angesteckt hatten. Der Drogenkonsum bildete dabei den Hauptgrund für die Übertragung, eine der neuen Freiheiten, die die Spanier nach dem Sturz der Franco-Diktatur 1975 genossen. In Spanien spricht man in diesem Zusammenhang von der «verlorenen Generation».

Unaufdringlich und authentisch sind die lichtdurchfluteten Bilder, die Simón für die feinfühlige Reise in die Vergangenheit wählt. Leise und behutsam setzt die Regisseurin darin ihre Hauptdarstellerin Laia Artigas in Szene, die mit grossen Augen in eine Welt schaut, die sie nicht versteht und trotzig dagegen rebelliert. In diesem Blick liegen alle Emotionen, die darauf warten, zu explodieren.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Summer 1993» (Estiu 1993), Spanien 2017, Regie: Carla Simón, Schauspieler: Laia Artigas, Paula Robles, Bruna Cusí, Verleih: cineworx, http://www.cineworx.ch

Kinostart: 26. Juli 2018