Stationen. Wer ist heute noch gehorsam

Mit dem Begriff Gehorsam tun sich viele schwer. Das zeigt sich auch in der Corona-Pandemie, in der für alle Regelungen erlassen werden, um den einzelnen zu schützen. Da wird Gehorsam eingefordert, ein Begriff, der bei vielen zunächst negative Assoziationen weckt. Man denkt an Unterwürfigkeit oder Unselbstständigkeit, Eigenschaften, die einem freiheitlichen Menschenbild entgegenstehen. Denn Gehorsam wird da im preussischen Sinn als blinder Gehorsam oder Kadavergehorsam verstanden. Die alte Tugend ist in Misskredit geraten. Denn auch die Kirche hat Gehorsam in der Vergangenheit immer wieder als Machtinstrument eingesetzt. 2011 starteten österreichische Katholiken einen «Aufruf zum Ungehorsam», der u. a. die Zulassung von Frauen und verheirateten Männern zum Priesteramt forderte und der bis heute nachwirkt. Andere sehen Gehorsam auch in dieser Zeit als Tugend und sogar als ein «geeignetes Führungsinstrument». Warum legen Mönche und Klosterfrauen bis heute ein Gehorsamkeitsgelübde ab, Priester geloben dem Papst und dem Bischof Gehorsam?