Sous la peau

«Es gibt kein ‹er› oder ‹sie›. Am Ende bleibt nur das Kind. Mädchen, Junge, Kind. Nur das.» So die Mutter eines etwa Achtzehnjährigen, der sich in der Transition befindet. Robin Harsch hat während zweier Jahre drei Trans*-Jugendliche begleitet. Sie alle verkehren in der Genfer Beratungsstelle «Refuge», wo queere Jugendliche zu Autonomie und Selbstachtung finden dürfen.

Logan und Söan sind unterwegs von der Frau zum Mann. Logan, der seinen Körper als «Gefängnis, das man abreissen möchte», empfindet, lässt sich die weiblichen Brüste entfernen. Söan bekommt endlich eine neue Identitätskarte mit einem männlichen Namen. Und der ursprünglich aus Panama stammenden Mixair wird ihr Wunsch einer geschlechtsanpassenden Operation vom Mann zur Frau erfüllt.

Eindrücklich sind nicht nur die verletzlichen Jugendlichen in ihrem Ringen um eine ihnen entsprechende Identität. Deutlich wird auch, wie Eltern selber ein «Coming-out» erleben bis sie den Prozess ihrer Kinder voll bejahen können. Der Film bleibt konsequent beim Thema «Geschlechtsidentität» und blendet die mit vielen Vorurteilen behaftete Schiene der sexuellen Orientierung von Trans*-Personen aus. Die Kamera bleibt dabei immer diskret. Der Film macht nicht nur erlebbar, was einzelne junge Menschen «unter der Oberfläche» umtreibt und oft verzweifeln lässt, er geht wirklich «unter die Haut». Er wird nicht nur, aber gerade auch Jugendliche dazu anleiten, fixe binäre Vorstellungen von Geschlechtern zu hinterfragen.

Hermann Kocher, Pfr. Dr. theol., Supervisor, Vizepräsident «Interfilm Schweiz»

«Sous la peau» (Under the Skin»), Schweiz 2019, Regie: Robin Harsch, Besetzung: Söan, Logan, Effie Alexandra (Mixair), Verleih: Aardvark Film Emporium, Biel/Bienne (http://www.aardvarkfilm.com)

Ab 25. Juni in Kinos der Deutschschweiz