Reise der Hoffnung

Orientierungslos steht er da in der bitterkalten Nacht und ruft verzweifelt um Hilfe. Ein kleiner Bub hängt reglos in seinen Armen. Haydar wäre eigentlich am Ziel seiner strapaziösen Reise angekommen – in der Schweiz – aber Erleichterung sieht anders aus.

Haydar und Meryem sind Aleviten und leben mit sieben Kindern in einfachsten Verhältnissen im kargen Bergland im Südosten der Türkei. Die Postkarten, die ihnen ein Verwandter aus der Schweiz schickt, malen das Bild von einem Paradies. Dorthin will Haydar auch. Nur mit Meryem und dem kleinen Mehmet Ali.

Mit dem Containerschiff reisen sie nach Neapel und von da aus im Lastwagen bis vor die Schweizer Grenze. Am Zoll werden sie jedoch zurück nach Mailand geschickt. Dort geraten sie an Schlepper. Diese versprechen, die kleine Familie zusammen mit anderen Flüchtlingen über den Splügenpass in die Schweiz zu bringen. Trotz winterlicher Temperaturen, ohne Führer und zu Fuss. Schnell wird klar, dass dieses Unterfangen lebensgefährlich ist. Aber es gibt kein Zurück mehr.

Xavier Kollers oscarprämiertes Flüchtlingsdrama hat leider auch nach mehr als 30 Jahren nichts an Aktualität eingebüsst. Der auf wahren Begebenheiten basierende Spielfilm zeigt auf, welche Motive Menschen zur Flucht zwingen und wie unmenschlich Schlepper agieren. Und er hält unserer satten Selbstzufriedenheit den Spiegel vor – zwingt uns, hinzusehen. Das tut weh und hallt ganz lange nach!

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Reise der Hoffnung», Schweiz 1990, Regie: Xavier Koller; Besetzung: Necmettin Çobanoğlu, Nur Sürer, Mathias Gnädinger

Gratis zum Streamen auf :https://www.playsuisse.ch/