Radiance – Hikari

Kinofilme sollen auch für sehbehinderte Menschen zugänglich sein. Dazu gibt es die sogenannte «Audiodeskription». Mit grosser Leidenschaft widmet sich die junge Misako der Herstellung solcher Hörfassungen. An einer Testvorführung begegnet sie dem Fotografen Nakamori, der allmählich erblindet. Bei der Beschreibung von Filmszenen geraten die beiden in einen Konflikt. Sind die Texte von Misako zu subjektiv und interpretierend? Oder ist es die tragische Lebensgeschichte des Fotografen, die ihn verbittern lässt? Die Spannung zwischen den beiden Hauptfiguren führt in eine seltsame Liaison, die zwischen Vater-Tochter-Beziehung und Liebesgeschichte pendelt. Dabei spielt das Motiv von «Sehen-und-Gesehen-Werden» eine zentrale Rolle.

Noami Kawase ist bekannt für ihre stillen, tastenden und spirituellen Filme. In «Radiance» geht es um Licht und Ausstrahlung. Sie umkreist dieses Assoziationsfeld mit Erzählspuren und Bildsequenzen. «Film im Film» spielt ebenso eine Rolle wie die Erinnerung an vergangene Erlebnisse durch die Kunstform der Fotografie. Zudem spielt die Melancholie über das Vergehen alles Seienden eine Hauptrolle. Zwischen Fiktion und Realität gibt es einen Raum, der die Fantasie anregt, mit Licht erfüllt und mystisch überhöht. Dafür wurde die japanische Regisseurin am Filmfestival von Cannes mit dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet.

Charles Martig, Filmjournalist kath.ch

«Radiance» ( «Hikari»), JP/FR 2017, Regie: Naomi Kawase, Besetzung: Ayame Misaki, Masatoshi Nagase; Verleih: Filmcoopi, http://www.filmcoopi.ch

Filmstart 28.12.2017