Quo vadis, Aida?

Aida sitzt mit Kommandant Karremans und Major Franken am Verhandlungstisch. Sie übersetzt die Beschwichtigungen der niederländischen UNO-Blauhelme. Zigarettenrauch schwängert die Luft aber nicht deswegen kann man kaum atmen. Die Zeit drängt. Die serbische Miliz steht vor Srebrenica, Granaten schlagen ein. Karremans hat Luftunterstützung von der NATO angefordert. Eine Frage der Zeit, bis die Flugzeuge kommen.

Aida nützt ihren Informationsvorsprung, um ihre beiden Söhne und ihren Mann in das UN-Camp zu schleusen, sie fälscht Listen, besticht Soldaten und widersetzt sich den Befehlen der Militärs. Doch sie führt einen Kampf, der nicht zu gewinnen ist. Egal, wie sie sich entscheidet, sie verliert. So geht Krieg.

Die Flugzeuge sind nie eigetroffen. Karremans blieb alleingelassen mit 25’000 Flüchtenden vor dem UN-Camp in Potočari. Am 11. Juli 1995 begann das Massaker von Srebrenica, mehr als 8000 Männer und Jungen wurden bei diesem Völkermord getötet.

Jasmila Žbanić hat in ihrem Kriegsfilm die Ereignisse um das Massaker authentisch nachgezeichnet. Sie wirft ein Schlaglicht auf Aida. Ein Individuum in dieser Masse von Menschen, die den serbischen Schergen hilflos ausgeliefert waren. Eine Frau von tausenden, die ihren Mann und ihre Söhne aus den Augen verlor, um sie dann jahrelang zu suchen.

Aida hätte allen Grund zu hassen, als sie nach dem Krieg nach Srebrenica zurück kommt. Aber sie hasst nicht. Sie unterrichtet die Kinder in der Schule. Die Kinder der Opfer und die, der Täter.

Eva Meienberg, Redaktorin Medientipp

«Quo vadis, Aida?», Bosnien 2020, Regie: Jasmila Žbanic, Besetzung: Jasna Ðuricic, Izudin Bajrovic, Boris Ler; Verleih: Cineworx, Internet: https://cineworx.ch/jetzt-im-kino/, Filmwebsite: https://cineworx.ch/movie/quo-vadis-aida/

Kinostart: 5. August 2021