Perspektiven. Langeweile, eine mystische Übung

Brotbacken, stricken, fensterputzen, aufräumen: Während der verordneten Corona-Pause galt für viele das Credo «ja keine Langeweile, keine Leere zulassen». Doch für den Theologen und Autor Pierre Stutz ist genau das der Moment, in dem sich die Chance auftut, etwas mehr zu erleben. Was soll man in der Langeweile erleben, in der Leere? Ist das nicht ein Paradox? Nicht für Mystiker*innen: Für sie ist die Langeweile, das Nichts-Tun oder die Leere nämlich jener Ort, an dem sich etwas vom Geheimnis des Lebens auftun kann. Pierre Stutz verbindet das Empfinden von Langeweile oder Leere stark mit dem Körper – als eine Erfahrung im Körper, die sich wiederum dann in Bewegung ausdrücken kann. Auch Bewegung kann Meditation sein, sagt er, egal ob das Tanz, Schwimmen oder Yoga sei. Für die mystische Übung der Langeweile brauche es sowohl den Mut sich auf das Nichts einzulassen als auch die Bereitschaft, sich inspirieren zu lassen