Passage. «Beyond ‹Rule Britannia› – Henry Wood zum 150. Geburtstag»

19.59 Uhr. Vollkommen unbewegt steht ein bärtiger Mann in den Kulissen, den Blick konzentriert auf seine Taschenuhr gerichtet. Punkt 20 Uhr schiebt er energisch den Samtvorhang beiseite, schreitet vors Orchester und hebt den Taktstock: Zeichen fürs Publikum, sich zu erheben, um «the national anthem» zu singen, same procedure, almost every night. Inzwischen werden die sogenannten «BBC-Proms» längst nicht mehr durch ein gemeinsames Singen von «God save the queen/king» eröffnet; aber der Erfolg der ältesten und grössten Konzertreihe der Welt lebt noch immer von Ritualen und Gedanken ihres Gründers Henry Wood: ein Maximum an Qualität für ein Minimum an Disponibilität. Oft kopiert, selten erreicht, dieses Konzept der Niederschwelligkeit: Klassik für alle! Und alle Jahre wieder wandert die Büste des Prom-Gründers Sir Henry wie ein rohes Ei verpackt aus den Archiven der Royal Academy of Music auf die Bühne der Royal Albert Hall