Parasite

Eine vierköpfige südkoreanische Familie lebt in einer heruntergekommenen Wohnung im Armenviertel der Stadt. Durch Zufall und mit gefälschten Zeugnissen kommt der älteste Sohn zu einer Arbeit als privater Englischlehrer in einer vornehmen Villa. Mit List gelingt es, auch seine jüngere Schwester in den gleichen Haushalt einzuschleusen; und schon bald überlegen sich die beiden, wie die Eltern ebenfalls dort beschäftigt werden könnten. Weil auch noch andere Parasiten auftauchen, die ebenfalls ein Stück vom Kuchen abbekommen wollen, wird das unlautere Spiel immer riskanter.

Was als unterhaltsamer Krimi-Klamauk beginnt, entwickelt sich zu einem betörenden Drama, das um existentielle Themen kreist. «Parasite» wirft die Frage auf, ob ich mir selbst der Nächste sein darf – insbesondere, wenn ich von Armut bedroht bin. So sorgt sich an einer Stelle der Familienvater, wie es wohl demjenigen ergehe, den er um den Job gebracht hat. Unverzüglich geben ihm seine Kinder zu verstehen, dass er gefälligst an sie und nicht an andere denken solle. Die vielen Protagonisten – auch die begüterten – sind letztlich alle auf ihre Art Parasiten, weil ihr Tun und Leben stets Auswirkungen auf jenes der Mitmenschen hat. Ist überhaupt ein Zusammenleben möglich ohne jemanden zu benachteiligen? Dem Film gelingt es, eine fesselnde Handlung mit brennenden Lebensfragen zu verknüpfen, denen niemand ausweichen kann. Die südkoreanische Tragikkomödie gewinnt vier Oscars, unter anderem in der Königskategorie «Bester Film» und schreibt damit als erster fremdsprachiger Film Geschichte.

Thomas Schüpbach, Pfarrer ref. Kirchgemeinde Zürich und Mitglied bei Interfilm

«Parasite», Südkorea 2019, Regie: Bong Joon Ho; Besetzung: Choi Woo Shik, Song Kang Ho, Lee Jung Eun; Verleih: Filmcoopi Zürich, http://www.filmcoopi.ch

Kinostart: 01. August 2019