Nos batailles

Olivier ist Ehemann und Vater von zwei Kindern, gefordert aber vor allem als engagierter Gewerkschafter im Betrieb, in dem er für ein Team verantwortlich ist. Als er eines Abends nachhause kommt, ist alles anders als bisher: Seine Frau Laura hat die Familie ohne Begründung oder Angabe ihres Aufenthaltsorts verlassen.

Der französisch-belgische Regisseur Guillaume Senez zeigt eindrücklich, wie ein Familiensystem gefordert wird, sich neu zu erfinden: Beziehungen und Verantwortlichkeiten sind zu regeln. Es gilt einen Verlust gemeinsam auszuhalten. Eine Kommunikation, die präziser ist als das übliche «Es geht mir gut», muss entwickelt werden. Notwendig ist überdies eine neue Balance zwischen Arbeits- und Familienwelt. Trotz Schmerz und Schuldgefühlen wird Schritt für Schritt gegenseitiges Vertrauen aufgebaut. Neue Rollen werden eingeübt – berührend ist, wie der Film immer wieder auf die Kinder Elliot und Rose fokussiert, die nach und nach fürsorglich zueinander Aufgaben der Mutter übernehmen. Im erweiterten Familiensystem gewinnen alte Geschichten an Brisanz (so bezüglich des Verhaltens von Oliviers Vater als Ehemann und Vater). Bewegend in jeder Hinsicht sind die Sequenzen, in denen Oliviers Schwester Betty in die irritierte und blockierte Familie hereinkommt. Ihr gelingt es, einem Stück Normalität zum Durchbruch zu verhelfen – trotz allem.

Die Jury von Interfilm Schweiz hat «Nos batailles» am Festival du Film Français d’Helvétie (FFFH) 2018 in Biel mit dem «Prix Célestine» ausgezeichnet.

Hermann Kocher, Pfr. Dr. theol., Vizepräsident Interfilm Schweiz

«Nos batailles» («Our Struggles»), Belgien/Frankreich 2018, Regie: Guillaume Senez, Besetzung: Romain Duris, Laetitia Dosch, Lucie Debay, Verleih: cineworx,

Kinostart: 02. Mai 2019