Normandie nue

Kaum zwei Minuten berichtete das Regionalfernsehen über die Strassensperre. Dabei hatten sich die Bauern aus dem kleinen Ort Mêle-sur-Sarthe alle Mühe gegeben, um auf ihre existenzielle Notlage hinzuweisen. Für den engagierten Bürgermeister, Georges «Balbu» Balbuzard, ist klar: Eine andere Strategie muss her, um die «Grande Nation» auf die Krise im Landwirtschaftswesen hinzuweisen. Da kommt der exzentrische Starfotograf Newman, der wegen der blockierten Strasse im normannischen Dorf festsitzt, gerade recht. Newman fotografiert nackte Menschen auf öffentlichen Plätzen und ein Feld, das zum Dorf gehört, hat es ihm angetan. Auch Balbu ist nach kurzem Zögern begeistert von der Idee, das Dorf nackt posieren zu lassen und dadurch die Aufmerksamkeit der Medien zu erregen. Doch zuerst gilt es, die Bewohner von der Aktion zu überzeugen …

Philippe Le Guays Film balanciert zwischen sommerlich-leichter Komödie und quasi-britischem Sozialrealismus à la «The Full Monty». Die prekäre Situation der kleinen und mittelgrossen Bauernbetriebe, die aufgrund sinkender Milch- und Fleischpreise kaum mehr rentabel aber sehr arbeitsaufwändig sind, wird eindringlich und mit einem gewissen Galgenhumor inszeniert. Und der aktuellen Romantisierungstendenz des Landlebens durch die Städter widerspricht der Film mit einem Augenzwinkern.

Obwohl nicht alle Handlungsstränge gleichermassen überzeugen, lenkt der Film das Augenmerk auf brisante Themen und feiert auf charmante Weise die Solidarität.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Normandie nue», Frankreich 2018, Regie: Philippe Le Guay, Besetzung: François Cluzet, Toby Jones, François-Xavier Demaison; Verleih: Filmcoopi Zürich, http://www.filmcoopi.ch, https://www.filmcoopi.ch/movie/normandie-nue

Kinostart: 30. August 2018