Master Cheng

Der chinesische Koch Cheng strandet mit seinem Sohn Nunjo in der finnischen Dorfkneipe der tatkräftigen Besitzerin Sirkka. Zufällig – eigentlich ist er auf der Suche nach einem alten Bekannten, der ihm daheim in Shanghai einmal in der Not geholfen hat. Doch Sprachbarrieren und eine chinesische Touristengruppe, die von Stampfkartoffeln mit Wurst nicht viel hält, bewegen ihn schliesslich zum Bleiben. Fortan kocht er für sie in Sirkkas Küche, sorgt damit für einen nahöstlichen Ansturm auf das kleine Restaurant und findet schliesslich das Glück, das er schon verloren glaubte.

Mika Kaurismäki, Aki Kaurismäkis älterer Bruder, hat mit «Master Cheng» eine sommerliche kleine Wohlfühlode geschaffen, in der die Liebe durch den Magen geht und das Essen heilsame Kräfte besitzt. In der man sich Zeit nimmt für jede Empfindung – für die Trauer genauso wie für die Freude am Leben. In der man versucht, Dinge aus einer anderen Perspektive zu betrachten, den Blick zu öffnen für die herbschöne Landschaft Lapplands oder das Gegenüber. Die Raffinesse dieser leisen und unaufdringlichen Geschichte liegt in den Details, lebt von der Menschlichkeit seiner kauzig-sympathischen Figuren und einer guten Prise trockenem Humor. Die Wärme, die der Film verströmt, rückt gerade in diesen distanzierten Zeiten eine einfache Wahrheit ins Zentrum: Was uns unterscheidet, bereichert uns stets und vermag uns auch zu verbinden. Letztendlich sind es solche Glücksmomente, die uns Hoffnung geben.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Master Cheng» («Mestari Cheng», Finnland/China 2019, Regie: Mika Kaurismäki, Besetzung: Chu Pak Hong, Anna-Maija Tuokko, Kari Väänänen, Verleih: frenetic, http://www.frenetic.ch, Filmhomepage: https://mastercheng.mfa-film.de/

Kinostart: 20. August 2020