Mariana – Los Perros

Mariana ist eine verwöhnte chilenische Oberschichtstochter Anfang vierzig, die nicht zu arbeiten braucht und nur das tut, was sie will. Obwohl sie privilegiert lebt, ist sie nicht glücklich. Ihr Vater nimmt sie nicht ernst und ihr Mann hat kaum Zeit für Mariana. Sein Projekt für sie ist ein Kind, dass sie per in vitro-Fertilisation bekommen soll. Um sich abzulenken, nimmt Mariana Reitunterricht bei Juan, genannt «El Colonel». Sie ist fasziniert von diesem älteren Herrn, der sich anders verhält als die sexistischen Männer in ihrem Umfeld. Obwohl er offenbar unter Pinochets Militärregime gedient hatte, fühlt sie sich zu ihm hingezogen. Als sich herausstellt, dass Marianas Vater ein alter Bekannter des «Colonel» ist, platzt ihre sichere, bourgeoise Blase und sie beginnt Nachforschungen anzustellen.

Marcela Said nähert sich in ihrem zweiten Spielfilm der dunklen chilenischen Vergangenheit an, die viele gerne vergessen würden. Gleichzeitig arbeitet sie heraus, wie das Bürgertum seinen Wohlstand während und nach der Diktatur aufrechterhalten konnte: durch Wegsehen. Mariana ist zwar keine sympathische Protagonistin, aber eine mutige Frau, die nachhakt auch wenn es weh tut und unbequeme Fragen stellt: Wer war gut, wer böse und weshalb? Die Entscheidung darüber, was recht und unrecht ist, überlässt der Film am Ende dem Publikum und macht damit deutlich, dass Schwarz-Weiss-Denken nicht zu Lösungen führt.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Mariana – Los Perros» («Los Perros»), Chile 2017, Regie: Marcela Said, Besetzung: Antonia Zegers, Alfred Castro, Rafael Spregelburd; Verleih: Filmcoopi, http://www.filmcoopi.ch; https://www.filmcoopi.ch/movie/los-perros

Kinostart: 12. Juli 2018