Lost Girls

2010 verschwindet eines Nachts das 24-jährige Callgirl Shannan Gilbert spurlos auf Long Island. Kurz zuvor hatte sie noch den Notruf gewählt, da sie sich offenbar verfolgt fühlte. Doch die zuständigen Polizisten treffen erst Stunden später ein und bemerken nichts Auffälliges. Shannans Mutter Mari, die sich und ihre beiden jüngeren Töchter mit zwei Jobs über Wasser hält, will das Verschwinden ihres ältesten Kindes nicht auf sich beruhen lassen und ermittelt auf eigene Faust. Bald stellt sich heraus, dass Shannan vermutlich Opfer eines Serientäters wurde.

Der Film von Liz Garbus beruht auf Robert Kolkers gleichnamigem Roman, dem wahre Ereignisse zugrunde liegen. Der sogenannte «Long Island Killer» hatte seit 1996 mindestens elf Menschen umgebracht, hauptsächlich Prostituierte, deren Leichen zwischen 2010 und 2011 im unwegsamen Sumpfland der Insel gefunden wurden. Der Mörder konnte jedoch bis heute nicht ermittelt werden.

Eingebettet in die Mordserie, welche die fahrlässige Ermittlung der ortsansässigen Polizei entlarvt, beleuchtet «Lost Girls» die bittere Lebensrealität einer alleinerziehenden Mutter fern des amerikanischen Traums. Amy Ryan verkörpert diese zerrissene und widersprüchliche Figur eindrücklich und auch Thomasin McKenzie spielt sehr gut. Gerade die komplizierte Mutter-und-Töchter-Beziehung, die von Armut, Perspektivlosigkeit und psychischen Krankheiten geprägt ist, berührt, vor allem angesichts des besonders tragischen Verlaufs dieses Falls.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Lost Girls», USA 2020, Regie: Liz Garbus; Besetzung: Amy Ryan, Thomasin McKenzie, Gabriel Byrne; Webseite: https://www.netflix.com/ch/title/80223927

Seit 13. März auf Netflix