Los silencios

Nacht. Zirpende Insekten, das Geräusch von Wellen. Durch die Dunkelheit gleitet ein Nachen. Schliesslich legt er am Ufer an. Eine alte Frau heisst die drei Neuankömmlinge willkommen: Amparo und ihre zwei Kinder, die stumme Nuria und der starrköpfige Fabio. Die drei sind vor den kriegerischen Auseinandersetzungen in ihrer kolumbianischen Heimat geflüchtet und nun auf einer Insel im Amazonas, die weder zu Peru, Brasilien noch Kolumbien gehört, gestrandet. Amparos Mann ist in den Kriegswirren verschollen – wahrscheinlich ermordet. Nun versucht sie verzweifelt, sich im Dorf ihrer Tante ein neues Leben aufzubauen. Dazu braucht Amparo Geld – allein die Schuluniform für Fabio kostet ein Vermögen. Sie beauftragt einen Anwalt, für sie eine Entschädigung zu erkämpfen, aber dazu braucht er eine Leiche. Allein, der Körper des Ehemanns wurde bislang nicht gefunden. Doch dann taucht er im neuen Zuhause der Familie auf. Aber nur Nuria scheint ihn zu sehen. Dennoch wirkt seine stille Präsenz tröstlich. Und, er ist nicht der einzige Verstorbene, der sich aktiv in den Alltag der lebenden Dorfbewohner einmischt.

Die brasilianische Regisseurin Beatriz Seigner hat mit «Los silencios» ein bildgewaltiges Werk über Verlust, Flucht und Liebe über den Tod hinaus gedreht, das dem südamerikanischen magischen Realismus verpflichtet, die Grenze zwischen Tod und Leben verschwimmen lässt. Ein cleverer Twist macht deutlich, dass man erst dann tot ist, wenn einen niemand mehr vermisst!

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Los silencios», Brasilien 2018, Regie: Beatriz Seigner, Besetzung: Marleyda Soto; Enrique Díaz; Maria Paula Tabares Pena; Verleih: Trigon, Internet: http://www.trigon-film.org, Filmwebsite: https://www.trigon-film.org/de/movies/Los_silencios

Kinostart: 25.Juli 2019