Looking for Oum Kulthum

Die im Exil lebende iranische Regisseurin Mitra plant einen Film über die legendäre ägyptische Musikerin Oum Kulthum. Mitra will ihrem Publikum die Seite hinter der Ikone zeigen. Im Zentrum ihres Interesses steht dabei die Frage, auf was die grosse Diva alles verzichten musste, um als Künstlerin in einer patriarchalischen Gesellschaft ernst genommen zu werden. Auf ihrer Spurensuche wird Mitra mit ihren eigenen Versäumnissen und den gesellschaftlich verankerten Vorurteilen gegenüber ambitionierten, berufstätigen Frauen konfrontiert. Entsprechend gestalten sich die Dreharbeiten schwierig und als Mitras Sohn plötzlich verschwindet, wird sie vor die Entscheidung gestellt: Karriere oder Familie.

Die iranische Künstlerin Shirin Neshat präsentiert in «Looking for Oum Kulthum» keine biografische Aufarbeitung des Lebens der «Maria Callas des Nahen Ostens», sondern stellt die grundsätzliche, aktuelle und kulturübergreifende Frage danach, was Frauen opfern müssen, wenn sie in einer männerdominierten Welt in ihrem selbst gewählten Beruf bestehen wollen. Insofern enttäusch der Film alle diejenigen, die gerne mehr über die sagenumwobene Sängerin erfahren hätten. Als kritische Annäherung an den Genderdiskurs, den Neshat in wunderbaren, somnambulen Bildern inszeniert und mit den sehnsüchtig-modulierten Liedern der Sängerin unterlegt, stellt der Film jedoch einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über Rollenbilder und Geschlechterfragen dar.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«Looking for Oum Kulthum», 2017, Deutschland/Österreich/Italien Marokko, Regie: Shirin Neshat, Besetzung: Neda Rahmanian, Yasmin Raeis, Mehdi Moinzadeh; Verleih: cineworx, Internet: http://www.cineworx.ch, Filmwebsite: https://cineworx.ch/movie/looking-for-oum-kulthum/

Kinostart: 21.06.2018