L’incroyable histoire du facteur Cheval

Alles war möglich um die Jahrhundertwende. Der Fortschritt bahnte sich seinen Weg und revolutionierte das Leben. Dank der aufblühenden Technik wurden Träume beflügelt. So auch derjenige des Landbriefträgers Joseph Ferdinand Cheval aus Hauterives, einer kleinen Gemeinde in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Im ausklingenden 19. Jahrhundert läuft der introvertierte Sonderling täglich kilometerweite Strecken, um seine Briefe zuzustellen und liest dabei Artikel über fremde Welten und orientalische Paläste. Drei Dinge verändern sein Leben: Er trifft seine grosse Liebe, er lernt, seine Tochter zu lieben und stolpert über einen ungewöhnlich geformten Stein. Mit 43 Jahren beginnt der Aussenseiter mit diesem Stein, seiner Tochter auf seinem Grundstück einen Palast zu bauen, der all jene übertreffen soll, von denen er gelesen hatte.

Für seinen unkonventionellen «Palais idéal» benötigt der Autodidakt 33 Jahre. Am Ende erschafft er ein anfangs belächeltes, architektonisches Meisterwerk, dessen exzentrische Mischung verschiedenster Formen und fantastischer Stile auch Künstler wie Friedensreich Hundertwasser beflügelt. Ein wunderschönes Märchen ist diese wahre Geschichte eines stillen Postboten, melancholisch und so unglaublich wie anrührend. Das liegt nicht zuletzt an einem grossartig aufspielenden Jacques Gamblin, der uns als liebenswert-verschrobener Postbote direkt ins Herz hineinwächst wie einst Massimo Troisi als «postino».

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«L’incroyable histoire du facteur Cheval», Frankreich 2018, Regie: Nils Tavernier, Besetzung: Jacques Gamblin, Laetitia Casta, Zélie Rixhon, Verleih: Praesens Film, http://www.praesens.com

Kinostart: 18. Juli 2019