Les hirondelles de Kaboul

Die Taliban legen Kabul 1998 in Trümmer. In einer anderen Zeit waren Zunaira und Mohsen Künstlerin und Lehrer. Nun kann sich das junge Pärchen nur noch in den eigenen vier Wänden frei und ungezwungen fühlen. Draussen vor der Türe ist Zunaira in eine schwere Burka gehüllt, eine falsche Berührung zieht Prügel und Demütigung nach sich, eine falsche Tat, wie Ehebruch, bezahlt man mit dem Leben. Auch der ältere Atiq leidet unter dem Regime, als Gefängniswärter bewacht er Todeskandidatinnen, denn vor allem die Frauen sind der Willkür schutzlos ausgeliefert. Seine eigene Frau ist indes todkrank, Atiq wird nahegelegt, eine Jüngere zu suchen. Die Wege dieser zwei Paare treffen zufällig aufeinander und stellen die Weichen für ihr weiteres Schicksal. Regisseurin Zabou Breitman und Illustratorin Eléa Gobbé-Mévellec schaffen eine animierte Adaption von Yasmina Khadras bekanntem Roman. Sie bebildern in zerbrechlichem Strich und wunderschönen Pastellfarben eine erschütternde Wirklichkeit. Rückblenden zeigen Männer und Frauen in legerer Kleidung, sie kommen aus dem Kino, dem Theater oder einer Buchhandlung, sie lachen, sind glücklich. Schnitt. Die triste Wirklichkeit, aus Schutt und Asche, die nun folgt, wirkt lange nach. Der Film fügt sich in die Reihe grossartiger Doku-Animationsfilme wie «Waltz with Bashir» (Libanonkrieg 1982) oder «Another Day of Life» (Angola 1975) und erzählt dabei eine Geschichte voller trauriger Poesie und stiller Hoffnung.

Sarah Stutte, Filmjournalistin

«Les hirondelles de Kaboul», Frankreich/Schweiz 2019, Regie: Zabou Breitman, Eléa Gobbé-Mévellec, Verleih: Filmcoopi, www.filmcoopi.ch

Kinostart: 5. Dezember 2019