Le ciel attendra – Der Himmel wird warten

Über junge Männer, die für den IS rekrutiert werden, gibt es viele Newsbeiträge und Filme. «Le ciel attendra» (FR 2016) wendet sich dem Phänomen von Mädchen und jungen Frauen zu, die in Frankreich für den Krieg in Syrien angeheuert werden. Als einer der stark nachhallenden Premieren auf der Piazza Grande in Locarno lanciert, kommt der Film nun in die Schweizer Kinos. Die Botschaft: Es gilt zu unterscheiden zwischen einem freien Gewissensentscheid zum islamischen Glauben und einer aufgezwungenen Entscheidung durch Rekrutierer im Namen des IS. Die Geschichten von Sonia und Mélanie, die in Retrospektiven gezeigt werden, sind erschütternd. Während Sonia bereits tief in der Ideologie der Islamisten eingewickelt ist und durch eine Anti-Terror-Einheit im Elternhaus verhaftet wird, ist Mélanie betrübt über den Tod ihrer Grossmutter und verliebt sich über Facebook. Das Gespräch mit den Eltern, die ihre Mädchen an den IS verloren haben, oder zuhause mit einer indoktrinierten Fremden konfrontiert sind, bildet den Rahmen der Erzählung. Die Regisseurin zeigt die machtlosen Eltern in Therapien und Selbsthilfegruppen. Was entfremdet die Mädchen von ihrer Familie und ihrem Freundeskreis? Warum gibt es keine Chance auf eine Rückkehr aus dem Krieg? Der Schrecken des Krieges hat die Familien in Westeuropa erreicht und ist bis ins Innerste vorgedrungen. Identität, Familie und gesellschaftliche Werte stehen auf dem Spiel.

Charles Martig, Filmjournalist Katholisches Medienzentrum

Filmstart: 06.04.2017

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