Lazzaro Felice

«Lazzaro», ertönt es gleich zu Filmbeginn; und immer wieder wird der Hauptdarsteller gerufen, um eine Arbeit zu verrichten, eine Gefälligkeit zu erweisen, zu dienen – Ende 1980 auf einem vergessenen italienischen Landgut, das von der Umwelt abgeschnitten ist. Eine skrupellose Gräfin hält dort ihre Arbeiter wie Sklaven; diese wiederum profitieren von Lazzaro, der jede Arbeit stoisch und – gemäss dem Filmtitel – glücklich verrichtet. Als ein Betrug der Gräfin auffliegt, werden alle Arbeiter in die Stadt gebracht und in ein neues Leben verfrachtet. Nicht aber Lazzaro, der nach einem tödlichen Sturz unauffindbar ist. Viele Jahre später, in der Gegenwart, wird Lazzaro vom Tod auferweckt. Bald begegnet er seinen ehemaligen Gefährten, die in der neuen städtischen Umgebung immer noch gegen Armut und Ausgrenzung kämpfen.

Regisseurin Alice Rohrwacher legte ihrem Werk eine wahre Begebenheit zugrunde und inszenierte daraus ein anregendes modernes Märchen. Ihr Film lädt zu vielfältigen Interpretationen ein und bietet insbesondere zahlreiche theologische Anknüpfungspunkte. Die Hauptfigur weist allerhand messianische Bezüge auf und wird auch noch mit einer franziskanischen Heiligenlegende verbunden. «Lazzaro Felice» ist eine wahre cineastische Schatztruhe mit einem aktuellen Bezug: Er weist darauf hin, dass auch heute Menschen ausgebeutet werden, und will eine Stimme der Schwachen sein.

Thomas Schüpbach, Pfarrer ref. Kirchgemeinde Zürich-Sihlfeld und Mitglied bei Interfilm

«Lazzaro Felice», Italien/Schweiz/Frankreich/Deutschland 2018, Regie: Alice Rohrwacher; Besetzung: Adriano Tardiolo, Luca Chikovani, Alba Rohrwacher; Verleih: Filmcoopi Zürich AG, http://www.filmcoopi.ch; https://www.filmcoopi.ch/movie/lazzaro-felice

Kinostart: 04. Oktober 2018