La idea de un lago

Die Mitdreissigerin Inés ist frisch getrennt und erwartet ihr erstes Kind. In dieser emotionalen Phase möchte die Fotografin einen sehr persönlichen Bildband über ihre Kindheitserinnerungen fertigstellen. In Gedanken kehrt sie zurück zum Haus am See, irgendwo im Süden Argentiniens, wo sie jeweils mit der ganzen Familie die Ferien verbrachte. Die Bilder in ihrem Kopf, die «Vision eines Sees», überschneiden sich allmählich mit der schmerzlichen Recherche nach dem Verbleib ihres Vaters. Dieser verschwand 1977 während der Militärdiktatur. Nur ein einziges Foto von Vater und Tochter existiert. Der Vater ist die grosse Leerstelle in Inés Leben. «Wissen woher wir sind, damit wir wissen, wohin wir gehen» – steht auf einem Plakat im Institut für forensische Anthropologie, wo Inés, ihr Bruder und die Mutter Blutproben für DNA-Abgleiche abgeben. Der Satz macht die Kernthese des Films deutlich: Das Fotobuch dient nicht nur der Identitätssuche, sondern ist zugleich eine Aufarbeitung der argentinischen Vergangenheit. Die schweizerisch-argentinische Doppelbürgerin Milagros Mumenthaler setzt das Fragmentarische des individuellen und kollektiven Erinnerns auf brillante und poetische Weise bildhaft um. Nach und nach fügen sich Bilder und Gedächtnisfetzen zu einer «Idee» zusammen, der eine gewisse Fragilität anhaftet. Denn: Erinnerungen können täuschen, sich verändern und einem flugs entgleiten.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«La idea de un lago», Schweiz/Argentinien, 2016, Regie: Milagros Mumenthaler, Besetzung: Carla Crespo, Rosario Bléfari, Malena Moirón; Verleih: LOOK NOW!, http://www.looknow.ch

Kinostart: 13.07.2017