La familia sumergida

Marcela betastet vorsichtig Stoffe, blättert durch verstaubte Bücher und erinnert sich. Es geht ihr nicht gut. Ihre geliebte Schwester Rina ist verstorben und nun muss sie die Wohnung räumen. Marcelas Mann muss weg zur Arbeit, und ihre halbwüchsigen Kinder sind mit sich selbst beschäftigt. Die emotionalen Ausbrüche der Mutter nehmen sie verunsichert wahr, trauen sich aber nicht, nachzufragen. Je mehr sich Marcela mit der Vergangenheit beschäftigt, desto unwichtiger erscheint die Gegenwart. Verstorbene Verwandte bevölkern nun ihr Wohnzimmer und erzählen Geschichten von früher und lüften alte Familiengeheimnisse. Zusammen mit einem Freund ihrer Tochter macht sich Marcela auf eine Reise, die sie nicht nur zu einem längst vergessenen Grundstück in der Pampa führt, sondern auch zu sich selbst: Die Frage «Wer bin ich?» lässt sich nur beantworten, wenn klar ist, woher Frau_Mann kommt.

Die Fotografin und Filmemacherin María Alché inszeniert den Schwebezustand einer von Trauer und Verlust gezeichneten Frau mit wunderbaren Bildmetaphern. Der Tod verändert die Welt der Hinterbliebenen. Die «untergetauchte Familie» aus dem Titel macht deutlich, dass in diesem Zustand die Erinnerung an Vergangenes bisweilen wichtiger scheint, als die Gegenwart. Als Mensch entwickeln wir uns nach einem Verlust weiter – wie Marcelas Cousine, die im Vorhang eingewickelt, eine Raupe im Verpuppungsstadium nachstellt. Doch diese Verwandlung braucht Zeit und Verständnis.

Natalie Fritz, Religionswissenschaftlerin und Redaktorin Medientipp

«La familia sumergida», Argentinien 2018, Regie: María Alché, Besetzung: Mercedes Morán, Marcelo Subiotto, Esteban Bigliardi; Verleih: Trigon, Internet: http://www.trigon-film.org, Filmwebsite: https://www.trigon-film.org/de/movies/Familia_submergida

Kinostart: ab 28 Juli 2019