Katholische Welt. Die Zeugen Jehovas im Nationalsozialismus

Sie verteilen ihre Zeitschrift «Der Wachturm» in Fussgängerzonen. Und klingeln bei jedem Wetter an Haustüren, um für ihren Glauben zu werben: Wie man die Gemeinschaft auch bewertet – unzweifelhaft ist, dass sich die Zeugen Jehovas zur Zeit des Nationalsozialismus etwas trauten, wozu die grosse Mehrheit der deutschen Bevölkerung nicht im Stande war: nämlich Widerstand zu leisten. Zu keinem Zeitpunkt haben die Zeugen Jehovas die Nazi-Herrschaft mitgetragen. Sie stellten ihren Gott und seine Gebote über Hitler und den NS-Staat. Sie lehnten den Führer-Kult ab, schickten ihre Kinder nicht zur Hitlerjugend, traten nicht in die NSDAP ein. Viele kostete das ihr Leben. Eltern, die der Gemeinschaft angehörten, entzog der NS-Staat das Sorgerecht für ihre Kinder. Diese wurden oft in Umerziehungslager und schliesslich in katholische Kinderheime gebracht. Auch die heute 88-jährige Österreicherin Hermine Liska kam 1942 auf diese Weise ins katholische Adelgundenheim in München