Katholische Welt. Der Mystiker und Poet Rumi

Es gibt wenige Dichter und Gelehrte des Mittelalters, deren Verse heute noch so häufig zitiert und gelesen werden wie die des islamischen Mystikers Dschelaladdin Rumi. Bis heute suchen Millionen von Besuchern jährlich sein Grab im zentralanatolischen Konya auf. Geboren 1207 in Balkh, im heutigen Afghanistan, floh die Familie des Vierzehnjährigen vor den Eroberungen Dschingis Khans in das sichere Seldschukenreich in Zentralanatolien. Nach Jahren als angesehener Lehrer an einer Konyaner Madrasa begegnet Rumi dem Wandermönch Shams-e Tabrizi, der ihn auf den Weg der Spiritualität führt. Nach Überzeugung des Sufismus kann man nur im Herzen eines anderen sich selbst erkennen und die Gegenwart Gottes erleben. Grundlage des mystischen Gedankens ist die Annahme, in allem Leben die Zeichen göttlichen Wirkens zu sehen. Als sein Gefährte Shams-e Tabrizi verschwindet, kommt Rumi nur durch das Niederschreiben seiner Trauer über den Verlust hinweg. So entstehen die 26’600 Doppelverse seines «Mathnawi», eines «Korans in persischer Sprache»