Jeanne

Am Ende brennt Jeanne d’Ârc auf dem Scheiterhaufen. Im Film von Bruno Dumont brennt Jeanne aber schon vor ihrem gewaltsamen Tod. Sie brennt für die Freiheit ihrer Landsleute, für Gerechtigkeit und für Gott, dessen Aufträge sie unbedingt erfüllen will.

Mit kindlichem Eifer und ein wenig trotzig will sie die Engländer vertreiben, so wie Stimmen es ihr befohlen haben. Ihre Gebete finden in den aufwühlenden Liedern des französischen Chansoniers Christoph ihren Ausdruck. Jeanne weiss, worauf sie sich einlässt und geht mit wehender Fahne dem tödlichen Feuer entgegen. Dieser Weg verlangt Übermenschliches und übermenschlich ist auch die dargestellte Figur. Jeanne ist ein Symbol, steht für ein Ideal.

Schonungslos entlarvt das Mädchen das kirchliche Gericht, vor dem es sich wegen Häresie verteidigen muss. Die eloquent vorgebrachten Argumente der studierten Theologen vermögen nicht darüber hinwegzutäuschen, dass hier ein Mensch geopfert wird um das System – die katholische Kirche – zu retten.

Viele lange Totalen zeigen eine symmetrische Welt und geben vor, alles sei in einer Ordnung, wäre da nicht dieses Mädchen, das alles durcheinanderbringt. In vielerlei Hinsicht ist der Film reduziert und gleichzeitig so geladen mit Bedeutung und Spannung, dass der brennende Scheiterhaufen am Ende nicht nur für den kirchlichen Ankläger zur Erlösung wird.

Eva Meienberg, Redaktorin Medientipp

«Jeanne», Frankreich 2019, Regie: Bruno Dumont, Besetzung: Lise Leplat Prudhomme, Robert Luchini, Benoît Robail; Verleih: Outside the Box, Internet: https://www.outside-thebox.ch/de/, Filmwebsite: https://www.outside-thebox.ch/de/jeanne-2/

Streaming ab: 26. März 2020