In den Gängen

Ein junger Mann in einem neuen Beruf – das ist ein ebenso banales wie aufregendes Sujet. Regisseur Thomas Stuber macht daraus eine Ballade über das Leben des Grosslager-Personals irgendwo in der ostdeutschen Provinz. In den langen Gängen der Lagerhallen befinden sich Getränke, Nudeln und Süsswaren, die mit Gabelstaplern in der Horizontalen und Vertikalen hin- und herbewegt werden. So beginnt auch der Film mit einer Fahrt durch das Lager zu den Klängen von Strauss’ «Auf der schönen blauen Donau.» Diese Kamerafahrten sind das ästhetische Programm des Films. Sie sind aber auch die Grundbewegung des Lebens von Christian.

«In den Gängen» ist eine gelungene Mischung aus Drama, Tragik und Romantik. Christian begegnet am Kaffeeautomaten Marion, eine berührende Geschichte, die von kleinen Gesten und liebevollen Blicken lebt, beginnt. Auch wenn Christian von Marion als «Frischling» bezeichnet wird, hält ihn das nicht davon ab, sich ihr zu nähern: in all seiner Verletzlichkeit und Unbeholfenheit. Diese kleine Geschichte im grossen Lagermarkt blüht langsam auf und gibt den Blick für einen reichhaltigen Mikrokosmos frei.

Die Qualität dieses Erzählens des Kleinen im Grossen, wurde in Berlin mit dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet. Wer mit diesem Film Geduld hat, wird reichlich belohnt. In der Verbindung von horizontalen und vertikalen Bewegungen erschliesst sich – bei genauem Schauen – auch eine christliche Sicht aufs Leben.

Charles Martig, Filmjournalist kath.ch

«In den Gängen», Deutschland 2017, Regie: Thomas Stuber, Besetzung: Franz Rogowski; Sandra Hüller; Peter Kurth Verleih: Name, Internet: http://www.xenixfilm.ch/

Kinostart: 26.04.2018 – aktuell gratis zum Streamen auf arte.tv